Tipps für Eure Sicherheit!

Nürnberger Hütte (2278 m)

Auf der letzten Etappe unserer Stubaital Höhenwegtour im August 1998 machen wir einen kleinen Abstecher über die Mairspitze (2780 m). Übrigens ein phantastischer Aussichtsberg mit Blick auf den Alpenhauptkamm, den Wilder Feiger und das Zuckerhütl.

Beim Abstieg wurden wir von einem Wettersturz überrascht. Eigentlich wollten wir die Tour gemütlich ausklingen lassen. Wir lagen dick mit Sonnenmilch eingecremt in der Höhensonne und genossen den Ausblick und die Ruhe. Der Wetterumschwung zeichnete sich bereits ab. Aus dem Tal stiegen dicke Nebelwolken auf. Als sich die Nebelschwaden über dem Gipfel schlossen, brachen wir zum Abstieg auf. Innerhalb von Minuten sank die Temperatur unter den Gefrierpunkt. Es begann zu schneien und der teilweise sehr steile Pfad hinunter zur Hütte wurde schmierig und glatt. Durch den starken Nebel und den noch stärkeren Schneefall wurde die Orientierung zunehmend schwieriger. Die rettende Hütte erreichten wir gegen 18.00 Uhr. Der Hüttenwirt hatte die Außenbeleuchtung eingeschalten, um den Bergsteigern die Orientierung zu erleichtern. Teilweise lagen über 10 cm Neuschnee im Steig. Von der Dachrinne der Hütte hingen kleine 2 - 3 cm lange Eiszapfen herunter und am Morgen darauf lagen 10 bis 20 cm Neuschnee vor der Nürnberger Hütte.

Das Bild ist zum Zeitpunkt unseres Eintreffens gegen 18.00 Uhr vor der Hütte aufgenommen. Die Elektronik der Kamera schaut durch den Nebel. Ich bin von der Qualität der Aufnahme wirklich überrascht. Kaum zu glauben, dass gute zwei Stunden vorher, ca. 700 m weiter ober ein wolkenloser Himmel das Eincremen notwendig machte.

Jeder kann sich ohne viel Phantasie vorstellen, was hier ohne eine gute Ausrüstung hätte passieren können! Mit etwas Selbstkritik mußten wir im Anschluß feststellen, dass wir trotz der Ahnung von der bevorstehenden Wetteränderung nicht eher zum Abstieg angetreten sind.

Aber auch schwere Unwetter, Gewitter , Steinschläge, Muren, Bergstürze und Lawinen gehören zu den alpinen Gefahren.

Hierzu die folgenden neun Tipps:

Tipp 1:

Nur fit in die Berge - 500 Höhenmeter Abstieg im schlechten Wetter kosten Kraft. Die allermeisten Unfälle geschehen bei Ermüdung oder Erschöpfung, du trittst einfach daneben. Erzwinge niemals den Gipfelerfolg, viele verunglückte Bergsteiger standen auf dem Gipfel.

Tipp 2:

Vor jeder Tour ausreichend essen, aber nicht vollfressen. Achtung vor zuviel Alkohol beim Hüttenabend!

Tipp 3:

Ausreichend rasten, so alle zwei Stunden mindesten 10 Minuten ausruhen. Bei diesen Pausen sollte man essen und vor allem viel, viel trinken. Keinen Alkohol!

Tipp 4:

Keinen Traubenzucker oder sonstige Wunderenergiespender zu sich nehmen. Brot, Wurst, Käse und Schokolade sind die Zaubermittel zum Erfolg.

Tipp 5:

Ab 2000 m kann sich die Höhe bemerkbar machen. Bekommt man Kopfschmerzen oder kann man auf der Hütte nicht schlafen, ist der Körper nicht ausreichend an die Höhe gewöhnt. Vorsicht vor weiteren Touren in die Höhe, unbedingt akklimatisieren. Teilweise ein Problem von mir.

Tipp 6:

In den Rucksack gehört warme Reservewäsche, Verbandszeug, Kerze mit Zündhölzern, kleine Taschenlampe, kleine Pfeife, Rettungsfolie (kostet 4,50 DM an jeder Tankstelle), Biwaksack. Es schadet nicht, seine Sachen einzeln in dünne Plastiktüten zu verpacken. Geratet ihr in ein Wetter, bleiben die Sachen auf jeden Fall trocken. Gute Bergschuhe und wetterfeste Kleidung sind selbst- verständlich. Wer gern in kurzen Sachen geht, muß seine Kleidung eben im Rucksack tragen.

Tipp 7:

Solltet Ihr jetzt Pech haben. Ein optisches oder akustisches Signal, sechsmal in der Minute, ab- wechselnd mit einer Minute Pause senden. Wer sich verlaufen hat, der bleibt wo er ist und macht sich in gleicher Weise bemerkbar!

Tipp 8:

Thema Bergführer! Leider verunglücken jedes Jahr weltweit immer wieder Tourengruppen, die von professionellen Führern geleitet werden. Ein großes Problem ist, dass du für das entsprechende Geld leider überall hingebracht wirst, auch wenn dies niemand zugeben wird. Die große Mehrheit der Bergführer ist sicherlich in Ordnung und seriös. Ein guter Führer wird jedoch mit einem Anfänger keine schwierige Tour gehen, ohne mit diesem vorher zumindest eine leichtere Probetour zu unternehmen. Er wird auch auf die Risiken der Tour hinweisen, eventuell ablehnen und eine einfachere Sache vorschlagen. Das spricht für den Führer und man sollte dann, dieses neue Angebot annehmen. Dies ist aber ausdrücklich meine persönliche Meinung!

Tipp 9:

Augen und Ohren auf. Nehmt auch die Ratschläge der Einheimischen und der Hüttenwirte an. Euer Leben kann davon abhängen!


Für alle Zeit

"Berg Heil"